Deutsche Reiterliche Vereinigung
24.09.2023 | 21:22 Uhr | Uta Helkenberg

DAM Münster: Titel für Christin Lehrfeld und Johanna Horstmann

Die besten Amateure in Dressur und Springen haben in Münster ihre Meister und Champions gekürt

Die Deutschen Amateur-Meister Dressur und Springen 2023 stehen fest. Foto (c) Maike Fotografie

Die Deutschen Amateur-Meister Dressur und Springen 2023 stehen fest. Foto (c) Maike Fotografie

Championatswürdig und dennoch familiär präsentierten sich auch in diesem Jahr die Laub Immobiliengruppe Deutsche Amateur-Meisterschaften, die zum vierten Mal in Folge im Westfälischen Pferdezentrum in Münster ausgetragen wurden. Die Meistertitel 2023 erritten sich Johanna Horstmann aus Schleswig-Holstein (Dressur) und Christin Lehrfeld vom Landesverband Berlin-Brandenburg (Springen). Parallel wurden auch wieder die Deutschen Amateur-Champions auf M-Niveau ermittelt. Als Sieger gingen hier Anna-Katharina Tepel aus Westfalen (Dressur) und Dominique Schott aus Rheinland-Pfalz mit nach Hause nehmen. Die Siege in der Länderwertung trugen Bremen (DAM) und Sachsen (DAC) davon.

„Die Amateure sind das Rückgrat des Pferdesports“, unterstrich Dr. Harald Hohmann, Vize-Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) die Bedeutung der Deutschen Amateur-Meisterschaften und lobte die exzellenten Bedingungen, die das Westfälische Pferdezentrum für diese Meisterschaft bietet. „Das Turnier war wie immer sehr professionell, mit Verstand und Liebe von Reitern für Reiter organisiert, man fühlt ich wohl, hat hier entspannte Tage“, resümierte auch Titelsponsor Malte Laub, der auch 2023 wieder selbst am Start war. „Der Sport war hochkarätig. Das war er letztes Jahr schon so, aber die Tendenz ist steigend.“

DAM Springen: Lehrfeld vor Müller und Miesner
Mit sechs Start und fünf Platzierungen zeigte sich Laub mit seinen eigenen Ergebnissen ausgesprochen zufrieden, die Medaillen durften allerdings andere in Empfang nehmen. Auch nicht die Vize-Meisterin von 2020, Victoria Klatte (Lastrup) mit Twilight, obwohl sie im finalen S*-Springen am Sonntag sowohl im Umlauf als auch in der Siegerrunde die schnellste Runde drehte. Ihre Rangierung in den beiden vorangegangenen beiden Wertungsprüfungen reichten am Ende „nur“ für Platz vier. Als neue Meisterin kristallisierte sich Christin Lehrfeld aus Rathenow heraus. Mit vier Nullrunden - Platz 16 am ersten Tag, Platz vier in der zweiten Wertungsprüfung und zuletzt Platz drei im Finale - sammelte sie insgesamt 184,5 Punkte: Platz eins. „Es ist unsere erste Meisterschaft und wir sind eigentlich ohne Erwartung hergefahren. Mein Pferd hat an allen drei Tagen alles gegeben“, sagte die Grundschullehrerin. Ihre Westfalenstute Pleyada steht seit drei Jahren in ihrem Stall und entwickelte sich in dieser Zeit von Klasse L bis S weiter. Gemeinsam konnten die beiden in diesem Jahr schon die Landesamateurmeisterschaften in Neustadt/Dosse gewinnen. Für eine Schrecksekunde sorgte die 30-jährige Veronika Müller aus Zeitlofs bei Bad Kissingen mit ihrem Sturz in der Siegerrunde. Am Ende winkte jedoch die Silbermedaille. „Mit diesem Ausgang habe ich überhaupt nicht mehr gerechnet“, sagte sie. Ihr Pferd in den Stall zu bringen („Für mich das beste Pferd der Welt!“), hatte zunächst einmal Vorrang. „Im Nachhinein freue ich mich natürlich, auch wenn es in meinen Augen nicht ganz verdient ist. Aber wir haben hier drei Nullrunde geritten, bei einem sehr guten und hohen Niveau und darauf bin ich dann trotzdem auch stolz“, sagte sie. Während es für Müller der zweite Start bei den DAM war und sie sich auch gezielt darauf vorbereitet hatte, feierte Thomas Miesner aus Scheeßel eine Premiere. "Ich hatte das gar nicht auf dem Zettel", sagte der Vize-Landesamateurmeister aus Hannover. Auch er lieferte mit dem selbst ausgebildeten Comedian P drei Nullrunden – nur eine davon mit einem Zeitfehler - ab und erfüllte damit nicht nur seine gesteckten Ziele, sondern wurde auch noch mit einer Bronzemedaille belohnt.

DAM Dressur: Horstmann vor Kogel und Kilian
Zwei Starts, zwei Siege – In der Dressur musste weniger gerechnet werden, um die neue Meisterin auszumachen. Direkt nach ihrer Kür standen Johanna Horstmann aus Bad Bramstedt und ihre Rappstute Daily Harbour als neue Meister fest. „78,085 Prozent – das ist personal best. Es war mega, einfach sensationell. Mein Pferd ist da durchgeschwebt, das hat sich toll angefühlt“, sagte die 27-Jährige, die bereits die Finalqualifikation mit 72,184 Prozent gewinnen konnte. Jubel gab es aber auch für Marie-Christin Kogel aus Sindelfingen, die dank zwei dritter Plätze am Ende Silber gewinnen konnte. Da ihre Mutter aus Ibbenbüren stammt, war auch westfälische Verwandtschaft zum Anfeuern angereist. „Ich habe mich riesig gefreut, dabei sein zu dürfen. Alle meine Erwartungen wurden voll übertroffen“, sagte die studierte Wirtschaftspsychologin. Die Einladung nach Münster sei ähnlich unverhofft gekommen wie schon eine frühere Qualifikation für die Bundeschampionate. „Damals haben wir auch das Finale erreicht, vielleicht liegt das ja auch an der guten norddeutschen Luft“, so Kogel schmunzelnd. Die Bronzemedaille ging an Carolin Kilian aus Traunstein in Bayern. Mit einem zweiten Platz in der Finalqualifikation waren sie und Sarotti N noch auf gutem Wege gewesen, wie schon 2021 nach Silber zu greifen, in der Kür sprang für das Paar am Ende jedoch nur Platz vier heraus.

DAC Springen: Schott vor Harz und Tebbe
Die Siegerin in Amateur-Championat 2023 im Springen heißt Dominique Schott. Die Architektin aus Tiefenthal mit ihrem Schimmel Cristallino Z stand zwar in keinem der drei Wertungsprüfungen ganz oben auf dem Treppchen, war aber jedes Mal so dicht dran, dass sie mit Platzierungen am Ende die meisten Punkte ansammeln konnte. Ihr Fazit fällt entsprechend „durchweg positiv“ aus. „Klar, wenn man so einen Erfolg hat, ist es umso schöner. Aber es wirklich eine Topveranstaltung, es hat Riesenspaß gemacht. Mega organisiert. Wir haben unser Bestes gegeben, ich bin happy“, sagte die ehemalige rheinland-pfälzische Landesmeisterin der Junioren. Zwei Siege konnte Anke Harz aus dem saarländischen Heuweiler mit ihrer nur 1,60 Meter kleinen OS-Stute La Lotta (v. Lord Pezi) verzeichnen. Schon am ersten Tag flogen die beiden förmlich zum Sieg und auch am Finaltag waren sie die Schnellsten in der Siegerrunde. Ein einziger „kleiner Blödfehler“ ließ sie allerdings in der zweiten Wertungsprüfung nicht über Platz 14 hinauskommen, was am Ende die Silbermedaille bedeutete. Es war der erste DAC-Start für Anke Harz. In Münster mitreiten zu dürfen war die ursprünglich aus Albachten stammende Reiterin eine „Herzensangelegenheit“. „Ich hin immer total gerne hier geritten, das letzte Mal, glaube ich, für eine Reiterin ist das hier doch das Mekka.“ Die Bronzemedaille 2023 ging an Alexandra Tebbe aus Ibbenbüren mit der Stakkato-Tochter Skala ST. Im vergangenen Jahr waren sie noch Zweite. „Ich habe im Finale die Zeit etwas unterschätzt. Sie ist eigentlich immer schnell, aber ich wollte im Umlauf noch etwas Ruhe drin lassen“, sagte sie. Bei insgesamt zwölf Nullrunden war sie mit 69,99 Sekunden einen Tick zu langsam für den Einzug in die Siegerrunde der besten Neun. Die Plätze zwei, acht und zehn ergaben für sie einen Endstand von 111,75 Punkten.

DAC Dressur: Tepel vor Böckmann und Kamper
Im vergangenen Jahr war ihre Mutter Antje Tepel Zweite im Deutschen Amateur-Championat, in diesem Jahr konnte Anna-Katharina Tepel aus Hamm diesen Erfolg noch toppen. Im Sattel der erst siebenjährigen Rock Forever I-Tochter Rock Amour konnte sie mit 77,75 Prozent die Kür gewinnen und damit die Goldmedaille erobern. Etwas Pech hatte die Siegerin der Finalqualifikation Fabienne Böckmann aus Heidelberg-Eppelheim. Ihr Kürthema war „König der Löwen“, passend gewählt für ihren falbfarbenen Ponywallach Lilienhof’s Donelli, der allerdings etwa übermotiviert war. „Ich habe das schon geahnt, er mag laute Musik nicht so gerne“, sagte die Reiterin. 71,625 Prozent reichten für Platz vier in der Kür, am Ende gab es dafür die Silbermedaille. Zwei dritte Plätze erzielte die 29-jährige gelernte Bürokauffrau Helena Kamper aus Hamminkeln im Rheinland mit Donna Bella DB und landete damit auch in der Gesamtwertung auf Platz drei. Ganz knapp verpassten Michelle Dreier aus Twíst/Weser-Ems und Donna Merci einen Platz auf dem Treppchen. Sie hatten sich erst über einen Sieg im Kleinen Finale noch einen Platz für die Kür sichern können und wurden dort mit 73,333 Prozent Zweite. In der Gesamtwertung bedeutete dies Platz vier.

Länderwertung: Die "Kleinen“ ganz vorne
Jeder Landesverband darf zur Deutschen Amateur-Meisterschaft beziehungsweise den Amateur-Championaten nur ein festgelegtes Kontingent an Paaren entsenden. Die Quote hängt vor der Anzahl potenzieller Teilnehmer innerhalb des Landesverbandes ab, also solchen Reitern, die den Anforderungskriterien entsprechen. Bereits am Freitagabend wurden die erfolgreichsten Landesverbände gekürt, wobei die Finalqualifikationen in der Dressur und der Zwischenstand nach den ersten beiden Springen für die Bewertung herangezogen wurden. Dabei waren die kleinen Verbände die Größten: In der Deutschen Meisterschaft war es das Team Bremen mit Dressurreiterin Nina Rühl mit Flori’s Flo und Springreiter Carsten Erasmi mit Gina d’Agostina, das sich mit durchschnittlich 17,5 Punkten gegen die weitaus größeren Teams aus Hannover mit 19,556 Punkten und Sachsen mit 19,6 Punkten durchsetzen konnte. Im Deutschen Amateur-Championat gewann Team Sachsen mit Julia Scholz mit Beppino Neunte in der Finalqualifikation Dressur, und Kristian Sieber, der dank schneller Nullrunden mit seiner Trakehner Stute Giulia nach zwei Wertungsprüfungen im Springen Platz zwei belegte. Ihr Durchschnittswert: 5,5 Punkte. Auf dem Silberrang landete hier das ebenfalls nur durch zwei Paare vertretene Saarland mit 8,5 Punkten vor einem Trio aus Mecklenburg-Vorpommern mit 12,333 Punkten. fn-press/Hb

Hier gibt es weitere Informationen zu DAM und DAC

Stand: 28.09.2023