Deutsche Reiterliche Vereinigung
10.09.2023 | 19:00 Uhr | Uta Helkenberg

Langenhagen: Philine Ganders-Meyer ist Deutsche Amateur-Meisterin Vielseitigkeit

Leonie Kuhlmann Gewinnerin des ersten Deutschen Amateur-Championats Vielseitigkeit

Podium Deutsche Amateur-Meisterschaft Vielseitigkeit 2023. Foto (c) Ingo Wächter

Sonst "koordiniert" sie die Vielseitigkeit, jetzt ist sie selbst Deutsche Amateur-Meisterin in ihrer Disziplin: Philine Ganders-Meyer gewinnt Gold vor Lena Scheepers (r.) und Elena Otto-Erley. Foto (c) Ingo Wächter

Der Vielseitigkeitssport ist Teil ihres Berufs und ihre große Leidenschaft. Als Koordinatorin Vielseitigkeit des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) befasst sich Philine Ganders-Meyer seit Jahren täglich mit der Weiterentwicklung der Disziplin, mit dem nationalen und internationalen Regelwerk und der Saisonplanung. Da bleibt wenig Freizeit. Doch auch davon gehört ein Teil der Vielseitigkeit. Jetzt ist ihr sogar selbst der Sprung aufs Treppchen gelungen: Mit der Hannoveraner Stute Coromandel du Moulin gewinnt Philine Ganders-Meyer die Goldmedaille bei der Deutschen Amateur-Meisterschaft Vielseitigkeit in Langenhagen. 

Über vier Zwei-Sterne-Prüfungen – Münster, Ostbevern, Hamm und Hambach – haben sich Philine Ganders-Meyer und Coromandel du Moulin in diesem Jahr auf ihre Drei-Sterne-Premiere vorbereitet, der Start in Langenhagen war von Anfang an das Saisonziel. Hier übernahmen sie schon direkt in der die Führung in der DAM-Wertung und blieben nach einer Nullrunde im Parcours weiter vorne. Dabei sollte es bleiben, denn auch das Gelände bewältigte das Paar mit weißer Weste. Ihr Endergebnis: 28,7 Minuspunkte – Gold in der Meisterschaft. "Das ist der Hammer! Mein Pferd ist ein Star“, sagte die Reiterin fassungslos nach ihrem Sieg. Zuletzt vor 20 Jahren ist Ganders-Meyer in Vielseitigkeitsprüfungen auf diesem Niveau gestartet. Die Rückkehr verdankt sie ihrer Stute Hannoveraner Stute (v. Contendro I – Sunlight xx), die sie vierjährig bei der Züchterin erworben und weitestgehend selbst ausgebildet hat. „Sie war so ein richtiges Muckelmäuschen und jetzt ist sie ein richtiger Athlet“, so Ganders-Meyer. „Die Dressur war jetzt nicht so eine Überraschung, aber im Springen weiß man ja nie. Und im Gelände, da ist sie alles gesprungen, einfach so, ganz selbstverständlich. Es ist ein Traum sie zu reiten“, schwärmte sie, noch immer überwältigt von ihrem Erfolg.

Auf dem zweiten Platz landete die 28-jährige Rheinbergerin Lena Scheepers, die mit La Mum in diesem Jahr bereits die Einzelwertung im Bundeswettkampf für sich entscheiden konnte. Trotz eines Abwurfs im Springen kam sie auf nur 33,1 Minuspunkten und setzte sich damit vor Elena Otto-Erley mit Finest Fellow, die wegen zweier Zeitstrafpunkte im Gelände auf insgesamt 33,6 Minuspunkte kam. Die Politikwissenschaftlerin aus Warendorf, die gerade erst mit dem Goldenen Reitabzeichen dekoriert wurde, wiederholte damit ihren Vorjahreserfolg und gewann erneut Bronze.

Auf den weiteren Plätzen ordneten sich die Physiotherapeutin Johanna Wetjen-Sanders aus Rastede mit der Oldenburger Stute Wild West Candy Rose (v. Casino Grande) ein – sie beendete die Drei-Sterne-Prüfung mit ihrem Dressurergebnis von 34,2 Minuspunkten – sowie das Mecklenburger Paar Philipp Riedesel aus Altkamp und der zehnjährige D’Olympic-Sohn D‘Accord. Sein Endstand: 35,0 Minuspunkte.

Nach zweijähriger Pause war die Deutsche Amateur-Meisterschaft wieder in das internationale Vielseitigkeitsturnier in Hannover-Langenhagen eingebettet, wo sie zuvor bereits vier Mal ausgetragen worden war. Insgesamt bewarben sich 16 Paare im Rahmen einer Drei-Sterne-Prüfung (CCI3*-S) um den Titel.

Leonie Kuhlmann ist erste Deutsche Amateur-Championesse
Parallel zur Deutschen Amateur-Meisterschaft wurde in diesem Jahr erstmals auch ein Amateur-Championat im Rahmen der internationalen Zwei-Sterne-Prüfung (CCI2*-S) ausgetragen. 18 Reiterinnen und Reiter hatten sich dafür registriert. Den Sieg trug Leonie Kuhlmann mit Clarito Ju davon. Kuhlmann, ehrmalige Mannschaftsvizeuropameisterin der Jungen Reiter, lebt in Einbeck und arbeitet in Moringen als Rechtsanwältin, inzwischen auch für Pferderecht. Darüber hinaus engagiert sich die gebürtige Holsteinerin auch im Landesverband Hannover für den Reiternachwuchs, begleitete zuletzt ein Team zur Goldenen Schärpe Pferde nach Mertingen. In Langenhagen saß sie nun wieder selbst im Sattel. Mit Clarito Ju, einem achtjährigen Hannoveraner von Cascadello – Coldway Bold xx aus der Zucht von Julia Uthgenannt, beendete sie die Dressur mit nur 32,1 Minuspunkten, denen sie später in Springen und Gelände keine weiteren Strafpunkte hinzufügte. Nach ihrem Sieg gab es jede Menge Umarmungen und Glückwünsche der Reiterkollegen. „Viele wussten, dass ich in den letzten Jahren viel Pech hatte“, sagte Leonie Kuhlmann. Ihre alte Erfolgsstute Cascora gibt es nach mehreren Koliken nicht mehr, ebenso wie ihr Nachwuchspferd Hidalgo, der sich auf der Weide schwer verletzte. „Ich bin so froh, dass ich mit Clarito Ju jetzt wieder ein Pferd für die Zukunft habe“, sagte sie und erzählt, dass sie ihn fünfjährig über einen Facebook-Aufruf gefunden habe. Das Amateur-Championat findet sie eine gute Idee. „Wenn man immer gegen die Profis reiten muss, fragt man sich als Amateur schon manchmal, warum mache ich das Ganze eigentlich? Da ist es toll, dass es so eine Veranstaltung gibt, das ist sehr motivierend. Langenhagen ist generell einr tolles Turnier, aber die Meisterschaft und das Championat machen es noch attraktiver.“ 

Der Silberrang ging auf das Konto von Christel Heyl aus Uedem, Vorsitzende der Interessengemeinschaft Vielseitigkeitsreiten des Kreisverbandes Kleve, mit der erst siebenjährigen Emery THC. Auch sie blieb im Springen fehlerfrei, war für eine Nullrunde im Gelände jedoch sechs Sekunden zu langsam. Ihr Endstand: 34,8 Minuspunkte. Die Bronzemedaille durfte sich die Tierärztin Dr. Bernadette Kögel aus Warmsen umhängen lassen. Im Sattel von der Hannoveraner Schimmelstute Coco Diki hatte sie mit 31,8 Minuspunkten auf dem Viereck vorgelegt, im Springen jedoch einen Fehler kassiert. Im Gelände kamen 0,8 Zeitstrafpunkte hinzu – Endstand: 36,6 Minuspunkte.

Das beste Dressurergebnis der 18 Amateur-Championatsreiter erzielte Gesche Beerbaum aus Gransebieth: Gerade war sie noch als Groom mit ihrer Freundin und Nachbarin Malin Hansen-Hotopp zu den Europameisterschaften nach Le Pin-au-Haras gereist, nun saß sie selbst im Sattel. Mit dem Conteur-Sohn Costa D startete die Agrarwissenschaftlerin mit 29,2 Minuspunkten, zu denen 8,0 Zeitfehler im Gelände hinzukamen. Ihr Endergebnis: 37,2 Minuspunkte – Platz vier. Nur sieben Hundertstel dahinter landete Dr. Clemens Hayessen aus Eyendorf mit Signature (v. Signum xx), in der Szene nicht nur als Reiter, sondern auch als FEI-Tierarzt bekannt. fn-press/Hb

Stand: 10.09.2023